Gin-Sorte: Pink Gin
06.03.2024 von Familie SchlaipferSeit wenigen Jahren hat der Pink Gin in den Regalen der Gin-Liebhaber Einzug gehalten: La vie en rose ist das Motto dieser neuen Gin-Sorte.
Aber Moment mal – ist diese Idee, ein Destillat im Holzfass reifen zu lassen denn so revolutionär? Offen gesagt: Nein. Einem Edeldestillat durch monatelange Reifung in einem erlesenen Fass den letzten Schliff zu verpassen, ist bereits ein alter Brauch in Brennereien. Nur wurde das früher eben nicht mit Gin gemacht, der zur Fertigstellung an sich keine Lagerzeit benötigt, sondern bei anderen klassischen Spirituosen wie Whisky oder Rum. Die Idee selbst ist also nicht neu – im Bereich Gin allerdings ein sehr junger Brauch. Nichtsdestotrotz bringt die Fassreifung einzigartige und auch sehr leckere Aged Gins hervor, die je nach Fass nussige bis holzige Noten haben.
Was ist ein Aged Gin?
Das Prinzip ist einfach erklärt: Man legt einen an sich fertigen Gin auf’s Holzfass, lässt ihn beliebig lange reifen und füllt ihn dann ab, wenn man selbst das Aroma perfekt findet. Dabei hat der Brenner unterschiedliche Wahlmöglichkeiten, was das Fass betrifft: Soll es ein neues, noch unbelegtes Fass sein? Oder lieber ein gebrauchtes Fass? Gebrauchte Fässer nennt man auch „vorbelegt“. Je nach Vorliebe des Destillateurs kann der Gin also durch ein neues Holzfass veredelt werden, oder eben durch ein vorbelegtes Fass. Vorbelegte Fässer bringen dabei immer deutlich das Aroma jenes Getränks mit, das zuvor im Fass lag. Das kann von Whisky über Rum oder Sherry bis hin zu Wein alles sein.
Wie schmeckt ein Aged Gin?
Der Geschmack eines Aged Gin wird maßgeblich von zwei Dingen beeinflusst: Den Grundgeschmack des Gins und die Wahl des Fasses.
An sich können bei einer Fasslagerung Feinheiten im Grundgeschmack eines Gins etwas untergehen oder durch andere, neue Aromen ersetzt werden. Den Grund-Tenor des Ursprungsprodukts sollte man allerdings immer herausschmecken können – das macht die Handwerkskunst bei Aged Gins aus.
Die zweite große Stellschraube am Geschmack eines fassgelagerten Gins ist, wie bereits erwähnt, das Fass selbst. Ist es neu, unbenutzt? Oder lag darin zuvor ein charakteristischer, torfiger Whisky? Ist das Fass getoastet (LINK), und wenn ja wie stark? All das sind viele Faktoren, die den Endgeschmack des Aged Gin ausmachen. Das Schöne daran: Jeder Aged Gin ist einzigartig und kein Exemplar gleicht hier dem anderen. Der Geschmack kann also von floralen Noten oder Zitrusfrische über holzige oder torfige Noten bis hin zu süßlichen Vanille- und Nussakzenten in alle Richtungen gehen.
Hier findet ihr ein Tasting-Video zum High Fir barrel aged aus der Brau- & Brennwerkstatt. [Video]
Wie viel kostet ein Aged Gin?
In der Regel liegt der Preis eines Aged Gin ein ganzes Stück höher als der des nicht gereiften Pendants. Was auf den ersten Blick wie eine gut durchdachte Marketing-Masche wirkt, ist aber tatsächlich ein einfaches Rechenbeispiel: Die Fässer, in denen Aged Gins gelagert werden, werden traditionell in Küfereien hergestellt. Entscheidet sich ein Brenner dafür, den Gin in einem vorbelegten Fass „auszubauen“, kauft er ein gebrauchtes Fass ein, welches erst aufwändig wiederaufgearbeitet werden muss. Über die Dauer der Fasslagerung wird das Fass regelmäßig vom Brenner gepflegt, damit das Aroma perfekt „in den Gin“ wandert. Ist die Reifung abgeschlossen und der fertige Aged Gin in Flaschen abgefüllt, kann das Fass neu belegt werden, allerdings nicht beliebig oft. Die ursprüngliche Aromatik des Fasses verbraucht und ändert sich mit der Zeit. Hat es nach wenigen Lagerungen ausgedient, wird es also in der Regel zu einem hübschen Steh- oder Verkaufstisch umfunktioniert 😊 Wie ihr seht, steckt in einem Aged Gin im Vergleich zum „normalen“ Gin ein deutlich höherer Arbeitsaufwand, und dieser schlägt sich auch im Preis nieder.
Wie serviert man einen Aged Gin?
Die Servier- und Genussmöglichkeiten bei Aged Gins sind so vielfältig wie die Zahl der Exemplare, die wir heute schon finden. Wir ermuntern alle dazu, selbst kreativ zu werden und verschiedene Serviermöglichkeiten auszuprobieren. Hier findet ihr ein paar Tipps, wie ihr den High Fir Barrel Aged Gin genießen könnt:
1. Pur
Der Klassiker – Einen guten Aged Gin kann man hervorragend pur genießen. Hierdurch kommt das komplexe Aroma am besten zum Vorschein.
2. Mit ein paar Tropfen Wasser
Wem es solo zu kräftig ist, raten wir dazu, ein paar Tropfen Wasser hinzuzugeben. So wird das Aroma weicher und milder, und Aged Gin Newbies kann es so leichter fallen, die Vielfalt der Aromen zu erkunden.
3. Als Cocktail-Variante
Für den High Fir Barrel Aged Gin, der neun Monate im Bourbon Fass gereift ist, empfehlen wir einen klassischen Whisky-Cocktail: Den Boston Sour.
5 cl High Fir barrel aged
3 cl Zitronensaft
2 cl Zuckersirup
1 Eiweiß
Eis
Alle Zutaten in einen Shaker geben und kräftig miteinander shaken, bis das Gefäß ganz kalt wird. In ein Glas seihen und fertig!
Und wieso jetzt kein Tonic Water?
An sich kann man auch einen Aged Gin mit einem Tonic Water probieren. Unsere Erfahrung beim High Fir barrel aged war jedoch, dass die Bittere nicht so schön mit den vollmundigen Fassakzenten harmoniert hat, weshalb wir euch lieber andere Serviermöglichkeiten empfehlen. Das kann jedoch von Aged Gin zu Aged Gin unterschiedlich sein – von daher gilt: Einfach ausprobieren! Vielleicht gefällt euch ein Elderflower-Tonic gut um Aged Gin, um florale Akzente wieder aufzugreifen? In diesem Sinne: Cheerio!
Was ist ein Pink Gin?
Das Wichtigste zuerst: Was ist denn überhaupt ein Pink Gin? Im Grunde genommen ist das sehr einfach. Ein Pink Gin ist (Überraschung!) ein pinker Gin. Die Farbe kann dabei von zartrosa bis zu einem kräftigen Pink reichen.
Pink Gin ist bis heute keine offizielle Sorte, allerdings kann man durch die Bank einige Gemeinsamkeiten feststellen: Sehr viele Pink Gin sind sehr fruchtig angelegt und bestechen zumeist mit beerigen Noten. Außerdem steht bei einem Pink Gin, im Gegensatz zum klassischen London Dry Gin, das Wacholderaroma meist nicht im Vordergrund. Viele Pink Gin haben durch Früchte als Botanicals eher einen süßlichen Grundton, manche sind auf den ersten Blick (oder Schluck) gar nicht augenscheinlich als Gin zu erkennen.
Was die Herstellung und den Geschmack eines Pink Gin betrifft, kann man diesen also am ehesten als New Western Gin einordnen, wobei die besondere Farbe noch obendrauf kommt.
Noch ein kleiner Ausflug in die Geschichte des Pink Gin: Obwohl das rosa Exemplar erst seit wenigen Jahren steigende Beliebtheit erfährt, hat es doch schon eine längere Geschichte. Pink Gin werden bereits in Aufzeichnungen aus dem 19. Jahrhundert erwähnt, der Ursprung liegt jedoch im Pink Gin Cocktail, einem Drink aus Gin, Bitter und Zitrone, der ursprünglich von englischen Seefahrern zubereitet wurde. In diesem Sinne: A warm thank you, Royal Navy!
Wie schmeckt ein Pink Gin?
Der Geschmack eines Pink Gin kann nicht generell beschrieben werden. Wie bei anderen Gin-Sorten spielen hier sehr viele Faktoren eine Rolle, zum Beispiel: Welche Botanicals wurden verwendet? Wie stark ist der Gin? Welcher Grundalkohol wird verwendet?
Die meisten Pink Gin haben eine fruchtige Note, häufig werden Beeren und rote Früchte zur Aromatisierung verwendet. Durch die Früchte erhält der Gin oft eine süßliche Note, manche Destillerien setzen jedoch auch Zucker zu. Wie oben bereits erwähnt, steht der Wacholder bei vielen Pink Gin im Hintergrund, sodass der Gin teilweise gar nicht direkt als Gin identifiziert werden kann.
Wir haben den Versuch gewagt und vier Pink Gin aus unterschiedlichen Preiskategorien getestet. Wie ihr in Kürze im Beitrag „4 Pink Gin im Test“ lesen könnt, war das Erlebnis zwar interessant, jedoch nicht immer lecker. Billige Discount-Pink Gin erinnern im Geruch und geschmacklich eher an Hubba Bubba-Kaugummi und eignen sich höchstens zum Mixen von stark gewürzten Cocktails, sodass der Eigengeschmack möglichst überdeckt wird.
Wer also noch nie einen Pink Gin probiert hat und sich erst einmal rantasten möchte, sollte trotzdem nicht zu der preisgünstigsten Alternative greifen. Das erklärt, weshalb Pink Gin bei vielen Gin-Liebhabern keinen allzu guten Ruf genießt: Die bekanntesten Vertreter der Kategorie schmecken stark gezuckert und nach künstlichen Frucht-Aromen.
Man findet Pink Gin jedoch auch bei kleineren Brennereien mit im Programm, und genau diese möchten wir euch ans Herz legen. Unter den Gin-Manufakturen finden sich ein paar, die auch Pink Gin herstellen, welcher nicht an Nagellackentferner oder Kaugummi erinnert, sondern tatsächlich einfach ein schön rundes fruchtiges Aroma besitzt.
Wie viel kostet ein Pink Gin?
Die Frage nach dem Preis eines Pink Gin lässt sich ebenso schwierig beantworten wie die Frage nach dem Geschmack. Es gibt hier, wie bei London Dry Gins ein sehr breites Spektrum, vom Discounterpreis (~17€/l) bis zu einem bei Manufakturen üblichen Preis (~70-80€/l).
Wie bereits erwähnt, möchten wir euch nach unserer Erfahrung im Test ans Herz legen, hier nicht an der falschen Stelle zu sparen. Solltet ihr noch unsicher sein, nutzt lieber das Angebot der Minis (5-10 cl Fläschchen), die viele Brennereien im Sortiment haben, anstatt eine 0,7 l Flasche für unter 20€ zu kaufen, die ihr dann aber lieber wegkippen wollt.
Den Pink Paradise Gin aus der Brau- & Brennwerkstatt erhaltet ihr auch im Mini-Fläschchen zum Probieren. Der Pink Gin ist ungesüßt, bringt beerige und florale Akzente mit und überrascht mit pfeffrigen Noten.
Woher kommt die pinke Farbe?
Die Färbung des Pink Gin kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Ihr findet auf dem Rücketikett einer Flasche in der Regel den Hinweis „Enthält Farbstoff“ – das klingt im ersten Moment etwas abschreckend, allerdings ist dieser Hinweis verpflichtend, selbst wenn die Farbe aus pflanzlichen Inhaltsstoffen kommt. Ein Pink Gin kann also beispielsweise mit Früchten und Blüten oder auch roter Beete gefärbt werden – aber auch künstliche Farbstoffe sind nicht verboten und werden von einigen Herstellern verwendet, um Kosten zu sparen.
Wie serviert man einen Pink Gin?
Im Grunde genommen kann man einen Pink Gin genau auf die gleiche Weise servieren wie jeden anderen Gin.
Solo schmeckt er meist fruchtig und leicht süßlich. Daher bieten sich als Tonic Mixer diejenigen Tonic Water an, die selbst nicht so viel Süße mitbringen. Von einem Wildberry, Elderflower o.ä. raten wir euch im Sinne der Diabetes-Prophylaxe ab 😉
Probiert doch lieber einmal ein Dry Tonic aus! Wer es gerne exotischer mag, kann auch zu der Sorte Yuzu (z.B. Goldberg oder Fentimans) greifen. Als Garnish eignet sich entweder eine Frucht, die auch im Gin verwendet wird – oder als spannenden Kontrast ein bisschen Pfeffer?
In der Rubrik “Cocktails“ findet ihr ein paar Ideen, schaut doch mal rein!
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Pur
Die meisten Pink Gins sind fruchtig. Einen guten Pink Gin kann man hervorragend solo genießen.
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Mit Tonic
Unser Tipp: Tonics mit wenig Süße - Finger weg von Wildberry & Co! Lieber ein Dry Tonic, Yuzu oder Indian.
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Als Cocktail-Variante
Gemixt als Gin-Sour Variante wird der Pink Gin perfekt inszeniert.
Unser Fazit
Pink Gin genießt leider aufgrund vieler übertrieben gesüßter Vertreter der Kategorie keinen allzu guten Ruf. Wer ein Faible für fruchtige Gins, vor allem beerenbetont, hat, kann hier aber voll auf seine Kosten kommen! Einige Brennereien stellen ungesüßten Pink Gin her, der sich sowohl pur, als auch für Longdrinks und Cocktails bestens eignet. Wir finden, dass Pink Gin eine Chance verdient hat! Probiert es am besten mit kleinen Probeflaschen aus, wenn ihr euch erst einmal rantasten wollt.
In diesem Sinne: Cheerio!
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